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Stadt Aichtal

Breitbandausbau und seine Herausforderungen

Artikel vom 02.11.2023

In einem Zeitalter, in dem eine schnelle Internetverbindung nicht mehr als Luxus, sondern als Grundbedürfnis betrachtet wird, steht auch Aichtal vor der Herausforderung, seine digitalen Ambitionen zu erfüllen. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung stand vor allem eine Frage im Vordergrund: Wie tief sollten die Glasfaserleitungen in Aichtal verlegt werden, um optimalen Nutzen und Langlebigkeit zu garantieren?

Trotz der klar definierten Zielsetzungen und der bereits festgelegten Bedingungen in einem Kooperationsvertrag brachte die Telekommunikationsunternehmen GVG und DGA einen alternativen Vorschlag zur Verlegetiefe der Glasfaserleitungen auf den Tisch. Anstelle der vereinbarten 60 cm schlug das Unternehmen vor, die Leerrohre und Glasfaserkabel in einer reduzierten Tiefe von lediglich 45 cm zu verlegen. Die Begründung dahinter beinhaltete potenzielle Kosteneinsparungen und eine Beschleunigung des Verlegungsprozesses.

Um dieses komplexe Thema zu erörtern, wurde Dominik Walter vom Ingenieurbüro Walter in die Sitzung eingeladen. Dominik Walter betonte die Vor- und Nachteile der mindertiefen Verlegung. Auf den ersten Blick bieten geringere Verlegetiefen Vorteile wie kosteneffiziente Bauverfahren, einen schnelleren Ausbau und eine verringerte Belastung des Straßenverkehrs. Jedoch birgt diese Methode erhebliche Nachteile.

Er erklärte, dass mindertiefe Verlegungen die Unterhaltung der Straßen erschweren. Besonders problematisch ist der tonige Untergrund in Aichtal. Dieser neigt bei Austrocknung dazu, Risse im Asphalt zu verursachen. Solche Risse können die nachträglich versiegelten Fugen und Nähte wieder öffnen. Dieses Phänomen wäre bei einer mindertiefen Verlegung regelmäßig und in erhöhtem Maße zu erwarten.

Zudem wies Walter auf die finanziellen Implikationen hin. Sollten Straßen oder Gehwege in der Zukunft vollständig ausgebaut werden müssen, könnten erhebliche Kosten für das erneute Verlegen von Glasfaserleitungen anfallen. Unter Umständen müssten diese sogar komplett neu eingeblasen werden. Ein weiteres Problem ist, dass Straßenbauunternehmen bei mindertief verlegten Kabeltrassen oftmals die Gewährleistung ablehnen. Somit könnten Kommunen bei späteren Schäden auf den Kosten sitzen bleiben.

Walter hob hervor, dass darüber hinaus auch organisatorische Fragen geklärt werden sollten. Wer wäre beispielsweise im Schadensfall der zuständige Ansprechpartner? Wer übernimmt die Unterhaltung des Netzes? Diese Aspekte müssten ebenfalls im Vorfeld klar geregelt werden, um spätere Komplikationen und Unklarheiten zu vermeiden.

Abschließend betonte Dominik Walter die Wichtigkeit einer durchdachten und nachhaltigen Planung. Um langfristige Qualität und Sicherheit zu gewährleisten, sollten kurzfristige finanzielle Einsparungen nicht im Vordergrund stehen.

Stadtbaumeister Hirn nahm ebenfalls Stellung und betonte, dass die Entscheidung nicht nur aus technischer, sondern auch aus einer langfristigen wirtschaftlichen Perspektive betrachtet werden muss. "Der Breitbandausbau in Aichtal ist mit umfangreichen Tiefbauarbeiten im öffentlichen Verkehrsraum verbunden. Es ist für uns von zentraler Bedeutung, dass diese Arbeiten fachgerecht und nachhaltig durchgeführt werden", so Hirn. Daher legt die Stadtverwaltung großen Wert darauf, dass die Verlegetiefe für die Leerrohre und Glasfaserkabel bei mindestens 60 cm unter der Geländeoberfläche liegt.

Die Mitglieder des Gemeinderats folgten der Empfehlung der Experten und beschlossen einstimmig, auf eine Mindestverlegetiefe von 60 cm zu bestehen und alternative Verlegemethoden nur im absoluten Einzelfall auf Antrag zuzulassen.

"Für uns, die Stadtverwaltung und die Bürger von Aichtal, ist es unerlässlich, dass der Breitbandausbau in einer qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Weise erfolgt. Unsere klaren Vorgaben für die Tiefbauarbeiten spiegeln diesen Anspruch wider“, erklärt Bürgermeister Sebastian Kurz

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