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Stadt Aichtal

Ein Kraftakt, der alle fordert

Artikel vom 09.01.2023

Die Stadt Aichtal hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Flüchtende aufgenommen als 2015. Hallenbelegungen sollen so lange wie möglich vermieden werden. Doch langsam wird es eng in der Stadt. 

Städte und Gemeinden sind nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz verpflichtet, Kriegsflüchtende aus der Ukraine und Asylbewerber aus anderen Ländern aufzunehmen. Bislang ist die Unterbringung von Geflüchteten weitgehend ohne Einschnitte in den Alltag der Aichtalerinnen und Aichtaler  gelungen. Die Unterbringung der geflüchteten Menschen stelle die Stadt jedoch weiterhin vor enorme Herausforderungen. Der angespannte Wohnungsmarkt ist nahezu ausgeschöpft. "Es wird jetzt wirklich eng", sagt Aichtals Bürgermeister Sebastian Kurz, der sich mit einem Hilferuf bereits im September 2022 an die Bevölkerung wandte, um leerstehenden Wohnraum zu finden. Bisher sei das Ziel der Stadt gewesen, Flüchtende aus der Ukraine nicht in Sammelunterkünften unterzubringen. Die Stadtverwaltung strebe nach wie vor eine dezentrale Unterbringung in Wohnungen an, umso die Belegung von Hallen zu vermeiden, erklärt Kurz. Wenn die Zahl der Flüchtenden so hoch bleibe, drohe jedoch eine Situation, in der Hallen und möglicherweise Container als Notunterkünfte genutzt werden müssten. „Das wollen wir unbedingt vermeiden, uns geht es vor allem darum, dass Hallen weiterhin für die Vereine und Schulen geöffnet bleiben können,“ erklärt der Schultes. Die Stadt Aichtal sei nach wie vor auf der Suche nach freiem Wohnraum. Wer Wohnungen oder andere Unterkünfte in Aichtal für Geflüchtete anbieten möchte, habe die Möglichkeit diese direkt an die Stadt Aichtal zum ortsüblichen Mietspiegel zu vermieten, so Sebastian Kurz.

Die Stadt besitzt in der Uferstraße in Grötzingen eine eigene Gemeinschaftsunterkunft. Bereits im September vergangenen Jahres meldete die Stadt, dass der Platz für Geflüchtete ausgehe. Der Stadtverwaltung gelang es in den vergangenen Wochen, mehrere Objekte anzumieten, um die vom Landratsamt zugewiesenen Personen unterzubringen. Insgesamt stehen 16 Häuser und Wohnungen zur Verfügung.  Zu den angemieteten Objekten zählen auch Wohnungen im Obergeschoss der ehemaligen Senioreninsel. Hier haben 46 Menschen Obdach und Schutz vor dem Krieg in der Ukraine gefunden.

Die Suche nach Unterkünften sei  jedoch nur eines der Probleme, vor dem die Stadtverwaltung stehe. Es fehle vor allem an Personal, welches sich um die Menschen kümmert, sagt Kurz. Lehr- und Fachkräfte in den Schulen und Kitas seien gar nicht so schnell eingestellt, wie die Menschen kommen. Auch fehle es an den räumlichen Gegebenheiten. „Das ist das eigentliche Problem, dass man nicht so schnell diese Infrastruktur schaffen kann“. Sehr dankbar sei man über die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, die nach wie vor sehr groß ist. „Ohne die ehrenamtliche Hilfe des Runden Tisch Flüchtlingsarbeit wäre die Situation nicht zu bewältigen“ erklärt Kurz.

Neben Kriegsflüchtende kommen auch mehr Asylbewerber

2023 muss die Stadt Aichtal weitere Flüchtende aufnehmen. Noch wisse man zwar nicht, wie viele Menschen untergebracht werden müssten, „doch einfach werde das nicht“, so Kurz. Im zurückliegenden Jahr sind bereits mehr Geflüchtete nach Aichtal gekommen als 2015, dem bisherigen Höhepunkt der Fluchtbewegung als Folge des Kriegs in Syrien. Nach Angaben des Bürgermeisters hat die Stadt Aichtal 116 Schutz suchende Menschen aufgenommen, rund 63 davon kamen aus der Ukraine.

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